Verlag | Sonderzahl |
Auflage | 2024 |
Seiten | 248 |
Format | 12,0 x 1,9 x 21,1 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 303 g |
ISBN-10 | 3854496621 |
ISBN-13 | 9783854496625 |
Bestell-Nr | 85449662A |
Mit der Frage nach der Endlichkeit in Kafkas Texten adressiert Dominik Zechners Studie einen verschwiegenen Hauptschauplatz von dessen Literatur. Endlichkeit wird hier nicht als Thema unter anderen verstanden, sondern als das inhärente Problem von Kafkas Schreiben, insofern es die Produktion und Wirkungsweise von Bedeutung und deren Lesbarkeit betrifft. Denn so sehr Kafkas Texte um Unentrinnbarkeit, Rätselhaftigkeit und eben Endlichkeit des Daseins kreisen, so sehr widersetzt sich deren Sprache einer finiten Lesart - sie bleibt stets lektürebedürftig und öffnet gerade da, wo es um Tod und Abschluss gehen sollte, permanent neue Interpretationsmöglichkeiten und Weisen des Weitersprechens. In 15 aufeinander aufbauenden Abschnitten arbeitet der Gemanist und Philosoph Zechner heraus, inwiefern Kafkas Sprache sich in der Schwebe zwischen »dem Tod und der gekratzten Kurve vor diesem« einrichtet, wodurch beständig neue Schwellenräume und Zwischenzonen entstehen. Für die Lektüre der Texte bedeutet dies aber, dass die darin verhandelten Alternativen sich strukturell einer Entscheidung zugunsten eines einzelnen Poles verweigern und gerade darin ihre oft attestierte Tiefe zu suchen ist. Zechner veranschaulicht dies durch minutiöse Lektüren (etwa der Texte Das Urteil, Der Prozeß, Das Schloß u. a.), die vorführen, wie verkürzend und irreführend vereindeutigende Interpretationen bleiben müssen - wodurch nicht selten prominente Lesarten revidiert werden. Auf spielerische Weise gelingt es Zechner nicht nur, das Funktionieren von Kafkas Texten vorzuführen, sondern auch die darin mitverhandelten philosophischen Problemfelder zu erhellen. Mit Formulierlust und Witz wird dieser Essay zu einer erstaunlich unbeschwerten Betrachtung über den Zusammenhang von Sprache und Endlichkeit, Tod und Bedeutung: »Sprachlich gefasst, ist der Tod immer bereits Repräsentation seiner selbst - und also gar kein Tod, sondern das Überleben seiner Darstellung.«