Peter-Erwin Jansen entdeckte die 1974 für Vorträge an der Pariser Reformuniversität Vincennes verfassten Manuskripte 2012 im Marcuse-Archiv an der Universität Frankfurt.Trotz der veränderten Bedingungen im frühen 21. Jahrhundert haben Marcuses Vorlesungen nichts an kritischer Schärfe eingebüsst. Politisch konkreter als noch im »Eindimensionalen Menschen« und erstaunlich aktuell stellt Marcuse hier die globalen Bedrohungen durch den entfesselten Neoliberalismus dar. Er zeigt konkrete Möglichkeiten auf, die für eine befreite Gesellschaft bereits in der bestehenden Industriegesellschaft vorhanden sind, die aber durch die kapitalistischen Machtverhältnisse blockiert werden.
Rezension:
»Ein Werk, das sich als hervorragende Einführung in Herbert Marcuses Kritische Theorie eignet. « Dr. Marcel Remme in: lehrerbibliothek.de, Januar 2020
Herbert Marcuse, geboren 1898 in Berlin, wurde nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Mitglied eines Soldatenrates in Berlin. Ab 1919 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau (u.a. bei Husserl und Heidegger). 1932 wurde er Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und emigrierte 1934 nach New York, wo er am Institute of Social Research tätig war und Mitbegründer der Kritischen Theorie der Gesellschaft wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst, um die Kriegsanstrengungen der Aliierten gegen Nazideutschland zu unterstützen. Nach Ende des Krieges lehrte er an verschiedenen renommierten Universitäten der USA, wo er seine Werke »Triebstruktur und Gesellschaft«, »Vernunft und Revolution«, »Der eindimensionale Mensch« verfasste, die zu den grundlegenden Texten für die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre wurden. 1979 starb Herbert Marcuse währ end eines Deutschlandaufenthalts. Lisa Doppler, Jahrgang 1986, studierte Migrationsforschung in Osnabrück und schreibt ihre Dissertation an der Justus-Liebig-Universität Gießen in der Soziologie zu Herbert Marcuse im Dialog mit Intellektuellen des Refugee Strike. Mit der Diskussion seiner Theorien in einer aktuellen politischen Bewegung möchte Doppler einerseits Marcuse als Kritischen Theoretiker radikaler Praxis aktualisieren und andererseits seine Analyse auf heutige Praxis anwenden. Doppler ist Mitglied des International Graduate Centre for the Study of Culture in Gießen und wird durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.
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