Verlag | Transit Berlin |
Auflage | 2024 |
Seiten | 180 |
Format | 15,0 x 2,0 x 22,0 cm |
Gewicht | 386 g |
ISBN-10 | 3887474147 |
ISBN-13 | 9783887474140 |
Bestell-Nr | 88747414A |
Dalisay erzählt grimmig, lakonisch und mit viel Gespür für schwarzen Humor aus dem philippinischen Alltag, in dem das Ungeheuerliche dauernd passiert, aber kaum beachtet wird.
Der Roman »Killing Time in a Warm Place« erzählt von einer Kindheit und Jugend in der Marcos-Zeit, von Menschen und Familien, die auf dem Land oder in Städten wohnen, immer auf dem Sprung nach einer besseren Arbeit, einem besseren Leben für sich und ihre Kinder. Die meisten arrangieren sich mit der Diktatur, mit der allgegenwärtigen Polizeigewalt und der Korruption; sie folgen dem Marcos-Regime auch noch dann, als das Kriegsrecht ausgerufen wird. Es gibt aber auch politischen Widerstand, ausgehend von Studentinnen und Studenten, die sich teils der maoistischen Bewegung anschließen, teils eigene riskante Wege gehen, um die Diktatur zu bekämpfen. Dalisay beschreibt diese Situation aus den Augen junger Menschen, die auf der Suche nach Idealen sind, ihre Karriere opfern, von Militär und Geheimpolizei beobachtet, verhaftet und auch gefoltert werden, dann lange Jahre in Lagern verbringen müssen, bis das Regime unter Massenprotesten endlich zusammenbricht. Der Roman entfaltet ein gewalti ges und buntes Panorama über das Leben auf den Philippinen, über das Abstumpfen in einer Diktatur, über politisches Wachwerden und auch über Irrungen und Wirrungen des studentischen Widerstands. Und das alles in einer lebendigen, facettenreichen Sprache, gewürzt mit viel Ironie und Witz.
Leseprobe:
Ich begann 1986 diesen Roman zu schreiben, kurz nach dem Sturz des Marcos-Regimes. Dieser Sturz war die Folge massenhafter Proteste in den Straßen Manilas, die überall Schlagzeilen machten und weltweit zu einem Modell für friedliche, antiautoritäre Bewegungen wurden. Ich war stolz, Teil dieser Revolte zu sein und war voller Begeisterung über die Befreiung, nachdem unter Marcos mehr als ein Jahrzehnt das Kriegsrecht herrschte. Dieses Gefühl überkam mich dann wieder, als der Eiserne Vorhang fiel und viele andere und meist friedliche Revolutionen stattfanden, der arabische Frühling eingeschlossen.Knapp vierzig Jahre später ist das eigentlich Undenkbare geschehen, die Rechte ist zurück, nicht nur auf den Philippinen, auch in vielen anderen Ländern, die wir für stabile Demokratien hielten. Der Optimismus, der die Welt am Ende des 20. Jahrhunderts erfüllte, ist einem sich verdunkelnden Horizont gewichen, einer Verhärtung der Herzen und einer Einengung des Denkens. Und wieder höre ich di e Lockrufe des Despotismus, sehe die glasigen Augen von Menschen, die sich verzweifelt nach einer schnellen Lösung ihrer Probleme sehnen, der sofortigen Heilung. Ich sehe all dies und überlege, ob ich eine Fortsetzung des Romans schreiben sollte, ein Update für dieses neue Jahrhundert, aber was würde das bringen? Mein Roman sollte eigentlich von der Vergangenheit handeln. Warum ist er plötzlich wieder so aktuell?«