Obolé - Roman. Ausgezeichnet mit dem SABA, Literatur-Preis für den besten georgischen Roman 2012
Verlag | Mitteldeutscher Verlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 200 |
Format | 14,3 x 21,8 x 2,4 cm |
Gewicht | 464 g |
Übersetzer | Natia Mikeladse-Bachsoliani |
ISBN-10 | 3963110392 |
ISBN-13 | 9783963110399 |
Bestell-Nr | 96311039A |
Irakli lebt in Tbilissi, als er eines Tages aus seiner kleinen Heimatstadt in der Nähe der wilden Berge von Swanetien eine Nachricht erhält: Sein altes Haus droht einzustürzen und das Dach muss dringend repariert werden. Während der wenigen Tage, die Irakli im Haus seines Großvaters verbringt, ist er von Erinnerungen, von der wechselhaften Geschichte und den Geschichten des Ortes überwältigt. Auf dem Dachboden entdeckt er die längst vergessene Obolé, eine alte, wunderschön gearbeitete Steinschlossflinte, von der keiner weiß, wann sie ihren letzten Schuss abgefeuert hat. In Friedenszeiten und wenn es keine Kinder im Haus gab, hing sie an der teppichbedeckten Wand des Wohnzimmers. Obolé stammt aus einer Zeit, als Gewehre noch Frauen glichen, und Irakli fühlt sich zu ihr hingezogen wie zu einer schönen Frau - und man muss sich nicht wundern, wenn sie doch noch einen Schuss abfeuert ...Eine Geschichte voller Nostalgie und Wehmut, meisterhaft erzählt und 2012 mit dem Saba-Preis für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet.
Leseprobe:
Ich sitze eine Weile da. Dann lasse ich den Wasserhahn einfach laufen und versuche die Hintertür aufzuschließen. Die Fenster müssen ja geöffnet werden. Frische Luft und so weiter. Im Erdgeschoss, wo sich inmitten des großen Zimmers immer noch eine tragende Säule befindet, steht eine uralte Kommode. Eine Kommode und ein Backgammontisch samt Spiel. Im ganzen Haus riecht es nach diesen zwei Dingen. Die Kommode ist weinrot, das Backgammonspiel hat eine hellherbstliche Farbe. Sowohl die Kommode als auch das Backgammonbrett sind bestimmt seit einem halben Jahrhundert vom Holzwurm befallen. Das scheint aber kein tüchtiger Wurm zu sein, da es ihm immer noch nicht gelungen war, sie aufzufressen. Als Kind hab ich mir immer wieder vorgestellt, welche Wege die Holzwürmer in den Möbeln bohren. Das Backgammonbrett hatte zwei größere Löcher, größer im Verhältnis zum Holzwurm. Wann immer ich es als Kind unbenutzt herumstehen sah, versuchte ich in den Löchern herumzustochern. Aus den Löchern riese lte sehr feines, terrakottafarbenes Holzpulver, alles Holzwurmarbeit. Aber mich interessierte nicht das Pulver, sondern eher der Verlauf der Wege im Brett. Ich konnte nie herauskriegen, wie sie beschaffen waren, nur die Länge bestimmen. Also, überall im Haus roch es nach diesem Holzpulver, im Obergeschoss genauso. Das Büffet dort oben war ebenfalls vom Holzwurm befallen.