Peter Kurzeck in Uzès - Die Stadt und die Wohnung, Begegnungen, Geschichten, Bilder
Verlag | Wunderhorn |
Auflage | 2023 |
Seiten | 104 |
Format | 13,5 x 0,8 x 21,0 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 232 g |
ISBN-10 | 3884236962 |
ISBN-13 | 9783884236963 |
Bestell-Nr | 88423696A |
Der aus Böhmen stammende und in Mittelhessen aufgewachsene Schriftsteller Peter Kurzeck (1943-2013) hat die letzten 20 Jahre seines Lebens zu großen Teilen in der kleinen südfranzösischen Stadt Uzès verbracht. Etliche seiner Romane, darunter auch der opulente Vorabend, sind dort entstanden, obwohl Frankreich in seiner eigenwilligen, der Erinnerung ans letzte Jahrhundert gewidmeten Prosa nicht die Hauptrolle spielt. Das zwischen Avignon und Nîmes gelegene Uzès hat ein für Frankreichs Süden ungewöhnliches, von Mittelalter und Renaissance geprägtes Stadtbild, war Bischofssitz, und die riesige Burg der Herzöge von Uzès verfügte sogar über einen eigenen Wohnturm für den französischen König. Uzès ist aber auch eine lebendige, urbane Stadt, mit deren zahlreichen Cafés, Restaurants und dem inzwischen berühmten Markt Peter Kurzeck ebenso vertraut war wie mit der teilweise wilden Hügellandschaft rundum. Das Verleger- und Autorenpaar Günter Kämpf und Vilma Link-Kämpf ( 2022) hat nahe bei Uzè s in einem ehemaligen Bauernhof zwei Jahrzehnte gelebt und gearbeitet und unterhielt einen freundschaftlichen Kontakt zu Peter Kurzeck. Es beschreibt die Stadt und deren besondere Geschichte aus ebenso intimer Erfahrung wie den Autor Kurzeck in dieser südlichen Umgebung. Die Schilderung gemeinsamer Ausflüge, z.B. in die Camargue und ans Meer, zum nahen Pont du Gard und Informationen über die einzigartige Garrigue-Landschaft der Region, ergänzen den Text. Dazwischen kommt immer wieder auch Peter Kurzeck selbst zu Wort. So entstehen, zusammen mit den zahlreichen Fotos, ein Porträt des Autors und Freundes P.K. und zugleich ein individueller kleiner Reiseführer für Uzès und die umgebende Landschaft, in der neben den bedeutenden historischen Spuren auch Wein, Oliven, Trüffel sowie Kirschen und Aprikosen eine große Rolle spielen.
Leseprobe:
»Er wollte mittendrin sein, meinte das alles zu brauchen, den Krach, das Getriebe, jederzeit alles im Blick, im Ohr, in der Nase zu haben, drinnen oder draußen, jeden Stein, jeden Baum beobachten, bewachen zu müssen, den Markt, die Cafés und Kneipen vor der Tür "auswendig lernen", festhalten - "die Welt bewahren..." Den Ausgleich verschaffte er sich mit seinen langen Spaziergängen durch die Garrigue, der stillen, menschenleeren, im Sommer in der Hitze flirrenden, vom Gesang der Zikaden erfüllten immergrünen Umgebung von Uzès. [...] Peter hatte zwar häufig Besucher (Journalisten, Kollegen, Freunde und sogar "Fans" fanden den Weg nach Uzès), aber nur selten Gäste in seiner Wohnung. Sein soziales Leben fand hauptsächlich am Telefon statt - wenn man das so sagen kann [...] Er war einfach nicht für Gäste eingerichtet. Es gab keine sogenannte Sitzecke mit Sofa und Sesseln, auch keinen größeren Tisch, an dem man hätte sitzen, reden oder essen können, es gab nicht einmal einen Stuhl, auf dem ein Gast ohne weiteres hätte Platz nehmen können. Denn die wenigen Stühle waren meistens vollgepackt mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, Papierstapeln aller Art, die nur ungern weggeräumt wurden. Bei Peter Kurzeck war nur Platz für Peter Kurzeck und seine Arbeit, der Wohnraum des Dichters also eher Arbeitsraum, Produktionsstätte, eng, voll, laut und, trotz der großen Fenster, nicht allzu hell, da die Platanen vor dem Haus viel Licht wegnahmen. Das Herz des Zimmers bildete natürlich der Schreibtisch mit angewinkeltem Schreibmaschinentisch mit der »Brother«, zwischen beiden der Drehstuhl, von dem aus alles benutzt werden konnte. Peter Kurzeck hat bis zum Schluss mit der Schreibmaschine gearbeitet, seine Typoskripte x-Mal neu getippt und selbst die letzte Fassung dann noch einmal per Hand korrigiert, wenn es ihm nötig schien. Nur wer je mit den Kurzeck'schen Typoskripten zu tun hatte, weiß, wie das aussah.«