Verlag | Berlin Verlag Taschenbuch |
Auflage | 2014 |
Seiten | 304 |
Format | 11,9 x 18,8 x 19,7 cm |
Gewicht | 274 g |
Reihe | BVT 931 |
ISBN-10 | 3833309318 |
ISBN-13 | 9783833309311 |
Bestell-Nr | 83330931A |
Eine fabelhafte Lügnerin, eine Frau, die alles hatte: Männer, Juwelen, Häuser, Ruhm - und für Letzteres bereit war, alles andere zu opfern. »Pola« ist die Geschichte der Schauspielerin Pola Negri, Geliebte Charlie Chaplins und Rudolph Valentinos. Ein Roman über das Leben der großen Stummfilm-Diva.
Leseprobe:
1 Es war der Tag, an dem Pola Negris Karriere zu Ende ging. Langsam rollte der Cadillac den Sunset Boulevard hinab. Neben Pola saß ein Mädchen. Ihr Lidschatten und Make-up waren zu Rinnsalen zerflossen, die Kleine hatte ununterbrochen geweint. Nun, kurz vor der Ecke Crescent Heights, waren die Tränen versiegt, das Mädchen schlief. Dichter Nebel hing über der dunklen Fahrbahn, und erst als Pola auf die Einfahrt zusteuerte, merkte sie, dass vor dem Anwesen die cremeweiße Limousine von Mercedes de Acosta quer über den Gehweg ragte. Die Drehbuchschreiberin war bekannt für drei Dinge: für die Rollen, die sie der Garbo auf den Leib schrieb, ihre feurige Liebe zu Frauen und für die Angewohnheit, ihren Wagen einfach dort abzustellen, wo es ihr gerade gefiel. Das abrupte Abbremsen riss das Mädchen aus dem Schlaf, Pola selbst war überrascht von der Heftigkeit, mit der ihr Wagen reagierte. Mit aufgerissenen Augen schaute die Kleine geradeaus. Pola klemmte sich eilig die Tasche unter den Arm. Beim Aussteigen stieß sie sich heftig die Stirn am Türrahmen an. Sie tastete nach der schmerzenden Stelle, dann stöckelte sie fluchend in die Nacht hinaus. Das zitternde Bündel an ihrem Arm tat ihr leid. Pola hatte das aufgelöste Geschöpf in einem Dineraufgegabelt. Sie hatte nach dem Gespräch mit ihrem Agenten nur kurz Halt machen wollen, um sich mit einem Banana Flip zu stärken, als plötzlich ein Mädchen auf sie zugestürzt war. Nancy Robbins war ein stupsnasiges, sommersprossiges und außerordentlich frühreifes Kind von etwa zwölf Jahren, das in den Schulferien aus New York angereist kam, um seine Patentante, die Schauspielerlegende Alla Nazimova, zu besuchen. Die Nazimova wiederum war eng mit Mercedes de Acosta befreundet und vertraute dieser bei ihren Touren durch die Stadt die kleine Nancy an, denn eigentlich wusste sie mit ihrem Patenkind nichts anzufangen. Nancy tat so, als ob es sie nicht weiter kümmerte, dass man sie abschob. So kess sie sich nach außen gebärdete und so he mmungslos sie mit den männlichen Gästen im Hotel ihrer Tante flirtete, als so zartbesaitet entpuppte sie sich, wenn sie nur lange genug verloren über einem Eisbecher gesessen und Rotz und Wasser in ihre Streusel geheult hatte. Pola hatte entschieden, sie nach Hause zu bringen, die Drehbuchschreiberin hatte sie ohnehin besuchen wollen. An der Limousine vorbei zwängte Pola sich durch ein Tor, das auf das weitläufige Anwesen mit dem Haupthaus und etwa fünfundzwanzig kleineren Bungalows führte. Über dem Eingang prangte ein großes Holzschild Garden of Allah . Die Nazimova hatte ihr Haus nach dem Börsencrash 1929 in eine Art Künstlerhotel verwandelt. Namhafte und ehemals namhafte Menschen, die zuvor nur auf ihren legendären Partys ein- und ausgegangen waren, lebten hier nun, da die Hausherrin zu einer Concierge herabgesunken war, als zahlende Gäste. Schriftsteller wie Hemingway und Fitzgerald, Schauspielgrößen wie die Marx Brothers und Dorothy Gish, sowie der tagein tagaus Klavier spiel ende Russe Rachmaninov hockten wie Tiere einer seltsamen Menagerie in den Häusern des von Olivenhainen bewachsenen Geländes. Dort, wo zuvor nur gefeiert worden war, wurde nun auch gearbeitet. In der Mitte des kreisrunden Salons döste, ganz ohne Leine oder Käfig, ein Leopard. Als das Tier die Besucher bemerkte, schickte es ein leises Knurren zu ihnen herüber, starrte dann aber weiter trübselig vor sich hin. Mit den Schauspielerinnen der Stadt teilte die Großkatze das Schicksal, dass man sie gleich nach ihrer Ankunft in Hollywood zum Zahnarzt verfrachtet hatte: So, wie man angehenden Filmdiven sämtliche Backen- und Weisheitszähne zog, damit ihr Gesichter schmal und hohlwangig wirkten, waren dem Raubtier sämtliche Krallen und Reißzähne entfernt worden. Nancy, endlich , rief Alla, erhob sich aus dem malachitgrünen Fauteuil und umschlang das Kind mit dramatischer Geste. Sie war kurz davor, per Anhalter nach Hause zu fahren. Wie immer, wenn Pola in A