Mitte 1911 kam der 25-jährige Karl Barth in Safenwil auf seine erste Pfarrstelle. Die 53 Predigten des Bands stammen aus dem Jahr 1912: dem ersten Jahr, in dem Barth jeden Sonntag auf der Kanzel stand. Jede Predigt ist wörtlich ausgearbeitet. Seine Gedanken liess Barth zunächst vom vorgelesenen Bibeltext leiten. So kam er selbst vorwärts zu noch Unentdecktem. Doch er las neben der Bibel auch die Zeitung. Was ihm darin beachtlich schien, fand den Weg auf die Kanzel: der Untergang der Titanic, der Besuch von Kaiser Wilhelm II. in der Schweiz, der Basler Friedenskongress der Sozialisten. Jede Predigt ist originell. Und der Pfarrer redete der Gemeinde nicht nach dem Mund: «Wenn ich beliebt sein wollte, würde ich schweigen.»
Karl Barth (1886-1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923-1933), der Zeitschrift der Dialektischen Theologie. Karl Barth war der Mitautor der «Barmer Theologischen Erklärung» und ein führender Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 verlor Barth wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids seine Stelle an der Bonner Universität. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts. Eberhard Busch, Prof. Dr. Dr. h. c. mult., Jahrgang 1937, studierte Theologie und war von 1965 bis 1968 als Assistent von Karl Barth tätig. Später arbeitete er als Pfarrer in Uerkheim, Aargau, und als Professor für Reformierte Theologie in Göttingen. Beate Busch-Blum, Jahrgang 1941, ist Pfarrerin.
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