Karl Schloß war eine beachtliche literarische Begabung der Münchner Kulturszene um 1900 und führte ein unkonventionelles Leben, das man heute mit "Patchwork-Familie" etikettieren würde. Als Existenzgrundlage übernahm der Nachfahre jüdischer Kaufleute 1918 im pfälzischen Alzey das väterliche Tabakwarengeschäft, bis dessen Niedergang 1933 durch den NS-Staat eingeleitet wurde. Er musste ins benachbarte Ausland emigrieren und sein Leben endete schließlich in Auschwitz.Das Leben und das Schicksal von Karl Schloß sind beispielhaft für seine Zeit und das Milieu, aus dem er kam. Durch sein künstlerisches Erbe, viele erhaltene Briefe, Interviews mit überlebenden Nachkommen, eine jahrzehntelange Spurensuche und intensive Recherchen auch in seiner eigenen Familiengeschichte gelang es Johannes Matthias Michel auf eindrückliche Weise, den Dichter Karl Schloß und seine Angehörigen dem Vergessen zu entreißen und ihnen wieder ein Gesicht zu geben.
Johannes Matthias Michel, 1962 geboren, wuchs in Gaienhofen, Bodensee auf. Dem Abitur folgte ein Klavierstudium in Basel, anschließend das Studium der Kirchenmusik in Heidelberg und Frankfurt, sowie ein Studium in der Solistenklasse Orgel an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Dr.Ludger Lohmann.Von 1988 bis 1998 war Michel Bezirkskantor in Eberbach am Neckar, seit Januar 1999 ist er Kirchenmusikdirektor an der Christuskirche Mannheim, Bezirkskantor für Mannheim und stellvertretender Landeskirchenmusikdirektor in Baden. In Mannheimleitet er den Bachchor Mannheim, den Kammerchor Mannheim und das EnsembleMannheim Vocal. Er war 35 Jahre Vorsitzender der Karg-Elert-Gesellschaft und istals Komponist zahlreicher überwiegend kirchenmusikalischer Werke, die in über 200Publikationen vorliegen, und durch Beiträge in Fachzeitschriften bekannt geworden.Neben einer umfangreichen Konzerttätigkeit in Europa und den USA sind zahlreiche Mitschnitte bei Rundfunk- und Fer nsehanstalten und über 20 CD-Aufnahmen, u. a. auch auf dem Kunstharmonium, entstanden.Michel unterrichtet seit 1989 an der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg sowieder Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim künstlerisches Orgelspiel. 2012wurde er zum Professor ernannt.Von Jugend auf interessierte er sich für die Familie, für Vorfahren ebenso wie für lebende Verwandte, von denen er im Laufe seines Lebens eine große Zahl aufspürte, weil die Verbindungen durch Vertreibung und Emigration verloren gegangen waren. Mit zwei seiner Cousins aus Jerusalem und Marseille betreibt er weiterhin Ahnenforschung.
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