Verlag | Schiermeier |
Auflage | 2019 |
Seiten | 260 |
Format | 14,5 x 21,5 x 1,4 cm |
Gewicht | 500 g |
ISBN-10 | 3943866807 |
ISBN-13 | 9783943866803 |
Bestell-Nr | 94386680A |
Sendling gehört zwar seit 1877 offiziell zu München - aber im Grunde genommen ist es immer noch ein eigenständiger Ort außerhalb der Stadt, sowieso viel älter als München mit einer eigenen Geschichte und durchaus selbstbewussten Bewohnern und Bewohnerinnen. Sendlinger sein ist schon etwas Besonderes. Mit dem Reiseführer finden Sie die wenigen Reste der ehemaligen Bauerndörfer in Unter-, Mitter- und Obersendling, die Zäsuren der -Verkehrsentwicklung und die Überlagerung der Sendlinger Dörfer mit Eisen- und Autobahnen, Gewerbe und Industrie. Kaum ein Stadtviertel ist mit seinen durchaus vielfältigen Ortsteilen so lebendig geblieben und ändert sich gerade derart rasant wie Obersendling.
Leseprobe:
Vielleicht liegt es ja daran, dass Sendling so viel älter ist als München, dass die Bewohner von Sendling eher sagen, sie seien Sendlinger als dass sie sagen sie wären Münchner. Vielleicht liegt es auch daran, dass man recht zufrieden ist mit dem Angebot der Umgebung und für Anderes "in die Stadt" fährt. Jedenfalls gibt es eine deutliche Grenze zwischen Sendling und "der Stadt". Wo immer die auch ist. Denn Sendling ist groß und jeder Sendlinger, resp. Sendlingerin definiert sein Sendling etwas anders. Es kommt halt auf den Standort d'rauf an - und die Blickrichtung. Viele sagen aber schon, dass sie hier gerne sind und es eigentlich nicht so genau darauf ankommt, wo man eigentlich her ist, ja auffallend oft ist auch die Rede davon, dass man hier angekommen ist: in Sendling daheim.
So groß Sendling ist, so vielfältig ist es inzwischen auch. Der Kern liegt schon noch am Sendlinger Berg und an der alten Untersendlinger Kirche, gegenüber der Schmied von Kochel: Wache und Auftrag . Vieles konnten die Sendlinger in ihrer traditionsgeprägt kämpferischen Art verhindern: den Durchbruch durch den Sendlinger Berg für eine Autobahn, die Auflassung der Stemmerwiese, überhaupt ist die Erinnerung an die Herkunft als bäuerliches Dorf zumindest erhalten geblieben.
Aber Manches ist auch verloren: Mittersendling als Dorf ist passé. Und neue Verluste stehen auch an wie der Großmarkt in seiner jetzigen Funktion als städtische Einrichtung. Aber durch die verbesserten Nahverkehrsmittel und den Ausbau einzelner Plätze wie dem Harras sind inzwischen viele Orte entstanden, an denen sich urba-nes Leben mit mehr oder weniger Trubel entwickelt hat.
Wenn man, wie in diesem Buch, alle drei Sendlinger Dörfer in ihrer Entwicklung betrachten mag, dann sind es natürlich gewaltige Unterschiede, die sich auf den weit über tausend Hektar auftun: vom bäuerlichen Erinnerungsort zur großstädtischen Verdichtung, von Boomtown Obersendling bis zu den unendlichen Weiten der Einfamilien haussteppen und Schrebergartenmeere. Wenigstens ist im Hintergrund immer ein Hochhaus: ADAC, Fraunhofer und Ex-Siemens lassen grüßen.
Vielleicht ist es deswegen nicht so schwer, seinen Platz in Sendling zu finden. Zu kämpfen wird es aber in naher Zukunft auch genug geben: Philharmonie am Heizkraftwerk, Großmarkthalle, Obersendling als Ganzes: lauter Baustellen. Es bleibt spannend.