Verlag | Nova MD |
Auflage | 2022 |
Seiten | 348 |
Format | 13,5 x 2,2 x 20,5 cm |
Gewicht | 401 g |
ISBN-10 | 3985951055 |
ISBN-13 | 9783985951055 |
Bestell-Nr | 98595105A |
Zwei Frauen, zwei Hautfarben, Tochter und Mutter, die mit ihrem Glauben aneinander Berge versetzen. Mutig verfolgen sie ihre Träume in einer weißen Männerwelt voller Erniedrigungen und Ausgrenzung. Clara wächst in der süddeutschen Provinz am Alpenrand auf. Hier ist sie der einzige Mensch mit einer Hautfarbe »wie Kakao mit Milch und Honig«. Das Mutter-Tochter-Gespann wird kritisch beobachtet. Wo ist der Vater? Was verbirgt die lebenshungrige Mutter? - Als junge Frau folgt Clara ihrem Traum von der Ferne und wird Flugbegleiterin. Ruhelos reist sie um die Welt, bis sie beschließt, ihren Vater ausfindig zu machen. In Vancouver kommt es zum lange ersehnten Treffen. Die Schatten lichten sich, und Clara blickt in ein Geflecht aus finanzieller Macht und Diskriminierung, in dem auch ihr Vater gefangen ist. Ihre Angst, von ihm abgelehnt zu werden, weicht der Einsicht, dass alle Freiheit in uns selbst liegt. Mit scharfem Blick für die Gefühle und einer wunderbar präzisen Sprache gelingt es d er Autorin Karin Eger ergreifend darzustellen, wie Frauen um ihre Freiheit und Würde kämpfen müssen. Die sensible Heldin Clara entwickelt schon als Kind ein Gespür für das, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, die ihr und ihrer Mutter begegnen. Doch sie lernt, sich davon zu lösen. Obwohl die Geschichte schon 1984 beginnt, ist sie heute aktueller denn je.
Leseprobe:
Die Gemeinde Wiesenberg ist zwar ein erfundenes, doch typisches Dorf im Allgäu. Sie spiegelt die weltweiten Strukturen der Diskriminierung wider. Aber an den Bewohnern von Wiesenberg kann man auch die Neugierde der Menschen auf die Welt jenseits ihres Horizonts beobachten. Wenn es uns gelingt, die Mentalität eines Kindes zu bewahren, dann erhalten wir uns damit unsere naturgegebene Wärme gegenüber Lebewesen jeder Schattierung. In Claras Kindheit wird deutlich, wie wir uns mit Worten und erdachten Geschichten diese Klarsicht verbauen. Doch zum Glück gibt es Tante Frieda, deren Selbstfürsorge sich auf alle ausweitet, die hungrig ihre immer duftende Küche betreten. Wir begegnen der Erzieherin Hanna, die ihren Schützlingen beibringt, ihre Einstellung zum Leben selber zu fühlen, anstatt von außen anzunehmen; und was wäre die Welt ohne Benedikt, den Fußballnarr, dessen Verehrung großer Spielkunst weder Landesflaggen noch Hautfarben sieht. Das Stück Weltfußballgeschichte um den Brasilian er Ronaldo, das Clara in ihrer Identitätsfindung aufrollt, ist übrigens nicht erfunden. Benedikts allumfassende Hingabe an die Menschen scheitert schließlich an einer Frau, der von klein auf alles Selberfühlen ausgetrieben wurde, Claras Freundin Franzi. Ihre Familie steht für das System. Franzi bricht, während Clara, die dem entstammt, was man als ungeordnete Verhältnisse bezeichnet, sich immer weiter öffnet. Mitten im Chaos findet Clara die besten Bedingungen, um einen Ball im Netz zu platzieren.