Verlag | Literaturca Verlag |
Auflage | 2004 |
Seiten | 388 |
Format | 20 cm |
Gewicht | 394 g |
Reihe | Reihe türkische Literatur |
ISBN-10 | 3935535066 |
ISBN-13 | 9783935535069 |
Bestell-Nr | 93553506A |
Eine verbotene Liebe und die Inquisition"Spiegel der Stadt" ist ein Roman modernster Machart, und die junge Schriftstellerin Elif Safak versteht es ausgezeichnet, den Leser, trotz eines ernsthaften Themas, spannend zu unterhalten. Die Geschichte des historischen Romans führt über ganz Europa, beginnt im Spanien der Inquisition in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und spannt sich über Italien bis zum Osmanischen Reich. Die jüdischstämmige Familie Pereira gerät dabei in die Fänge der Inquisition und muss um ihr Leben und um ihre Existenz bangen. Neid ist unmittelbarer Auslöser der Verfolgung der Pereiras, doch dient eine verbotene Liebe nur als Alibi für die nächtliche Verhaftung und das erbarmungslose Durchgreifen der Inquisitoren. Vor der Katastrophe, dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen, entkommen die Pereiras um eine Haaresbreite. Zwei Mitgliedern der Familie gelingt unverhofft die Flucht nach Istanbul, das zu dieser Zeit Rettungsinsel für Tausende von Sepharden (jüdischeFlüchtlinge aus Spanien und Portugal) ist und wo sie eine neue Heimat erwartet. Im Vordergrund des Romans stehen große Gefühle, insbesondere die leidenschaftliche Liebe zwischen Isabel und Miguel, gerade sie rücken die historische Realität in fassbare, spürbare menschliche Nähe. Die großen Gefühle lassen aber genügend Raum für einen realistischen Ausblick auf manche vergessenen Dimensionen einer dunklen Phase der Geschichte.
Aktualität gewinnt der Roman durch die Thematisierung des Nebeneinanders der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam.
Leseprobe:
"Heute wollte er mit einer Frau schlafen. Bis heute hatte er das nie gegen Bezahlung getan. Zwar hatte er mal mit einer Gräfin geflirtet und hatte nichts Anstößiges dabei gefunden, ihr teuere Geschenke zu machen, aber das war lange vorher. Als er im Geiste die in Frage kommenden Adressen durchging, tauchte plötzlich ein verächtliches Lächeln in seinem Gesicht auf. "Beatriz" sagte er und kostete jede Silbe aus. Natürlich, ich bin ja so dumm. Natürlich Beatriz! Wer weiß wie überrascht sie sein würde, Miguel vor sich zu sehen. Seit langem schon wusste er, wie diese rothaarige Plage für ihn entflammt war. Jetzt fand er nichts dabei, hinzugehen und dieses Feuer zu löschen. Wohl war Beatriz keine Frau, die Miguel hätte länger ertragen können, aber was soll's. Miguel Pereira war eben immer schon so. Es war mit seinem Naturell nicht vereinbar, langfristige Pläne zu haben.
Als Beatriz den jungen Mann vor sich sah, verschlug es ihr die Sprache. Miguel dagegen war von der Wirkung, die er bei dieser jungen, rothaarigen Frau hinterließ, höchst befriedigt. Alles entwickelte sich so, wie er es sich vorgestellt hatte. Beatriz zierte sich überhaupt nicht. Miguel seinerseits betrachtete die Vollkommenheit ihres Körpers mit Begeisterung. Beatriz war eine schöne Frau. Die Konturen ihres Gesichts und ihres Körpers waren makellos. Allerdings fehlte diesen Konturen eine Spur Zauber, die sie sanft geknetet und modelliert hätte. Deshalb war sie eben nur schön, nicht mehr. Ihre Schönheit war von einer Sorte, die zwar anschaulich war, aber deren Abwesenheit keine Sehnsucht hervorrief. Gegen Morgen verließ Miguel Pereira Beatriz Blasquez. Er war bedrückt..."