Toru Takemitsu - Globalisiertes Komponieren
Verlag | Edition Text und Kritik |
Auflage | 2024 |
Seiten | 635 |
Format | 15,2 x 3,8 x 23,3 cm |
Gewicht | 901 g |
ISBN-10 | 3869168188 |
ISBN-13 | 9783869168180 |
Bestell-Nr | 86916818A |
Der Band versammelt kultur- und musikanalytische Studien über Werke und Werkgruppen aus allen Phasen des Schaffens von Toru Takemitsu und wendet sich insbesondere den spannungsvollen Verwerfungen zu, aus denen Takemitsus Komponieren im Kontext einer Moderne mit globalem ästhetischen Anspruch hervorgeht.Zusätzlich dokumentiert der Band den musikalischen Schriftsteller Takemitsu in einer hier erstmals auf Deutsch erscheinenden Auswahl aus der fünfbändigen Originalausgabe seiner Texte und enthält außerdem ein vollständiges Werkverzeichnis.Die Wahrnehmung von Toru Takemitsu (1930-1996) in der Musikwelt ist heterogen: Als vielleicht bedeutendster japanischer Komponist westlichen Stils genießt er in seiner Heimat Japan höchstes Renommee und war zudem einer der wichtigsten Protagonisten der Avantgarde. Viele seiner Werke wie etwa sein Orchesterstück "Requiem" (1957) haben dort eine singuläre Popularität erlangt und sind aus dem Konzertleben nicht mehr wegzudenken. Und nicht zuletzt ist s ein Name verbunden mit zahlreichen Klassikern des japanischen Films, zu denen er die Filmmusik beisteuerte.Ganz anders die Wahrnehmung Takemitsus im Westen: Während in der angloamerikanischen Welt seine harmonisch gefällige Musiksprache aufgrund ihres neoimpressionistischen Gestus, häufig inspiriert von der Philosophie der japanischen Gärten, viel Anklang findet und er in Frankreich vor dem Hintergrund des Spektralismus zunehmend intensiver rezipiert wird, interessiert man sich im deutschsprachigen Raum besonders für sein Aufbrechen und Neuverknüpfen von japanischen und europäisch-avantgardistischen Kompositionsparadigmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Markus Bandur / Rainer Schmusch: VorwortI- Roger Woodward: Begegnungen mit Toru Takemitsu- Mitsuko Ono: Toru Takemitsu und "Jikken Kobo"- Imke Misch: "I try to free myself". Kulturelle Identität im musikalischen Denken Toru Takemitsus- Kenjiro Miyamoto: Das Gestern im Morgen: "Litany - Lento in Due Movimenti". Zur Entwicklung der Musiksprache Toru Takemitsus in seinem frühen Komponieren- Rüdiger Albrecht: Annäherung und Entfernung. Wege zu Toru Takemitsus "Arc", dem Schlüsselwerk der 1960er Jahre- Saori Kanemaki: Der immersive Klang-Garten. Toru Takemitsus "In an Autumn Garden" für Gagaku-Ensemble (1973-79)- Rainer Schmusch: Regen - Fluss - Meer. Natur und Struktur in einigen kammermusikalischen und kammerorchestralen Werken Toru TakemitsusIIRüdiger Albrecht: Werkverzeichnis Toru TakemitsuIII Toru Takemitsu - TexteEditorische Vorbemerkung- Meine Methode- Meine Realität- Chopin, der Einsame - Ansichten eines Komponisten über Chopin- Piano triste- Natur und Musik - Tagebuch des Ko mponisten- Filmmusik- Eine Linie - der Maler Kagaku Murakami- John Cage- Ein Schritt im November - Notizbuch zu November Steps- Dialog über das Sehen- Jazz- Yasuji Kiyose und Fumio Hayasaka- Ein Spiegel und ein Ei- Mein Papierklavier- Interview mit CINEJAP- Vision Redon- No und Vergänglichkeit- Wasser- Schönheit neu definieren- Vielschichtigkeit von Ton und Sprache- Tageszeit der Musik - an Ort und Stelle des Schöpferischen- Die Geburt des Tons- Die Vision der Harmonie- Ein Essay- Traum und Zahl - Die musikalische Sprache- Die Musikerziehung, die ich erhielt- Jenseits des Pessimismus - John Cage- Gibt es keine Grenzen in der Musik - Iannis Xenakis- Das lydische Konzept von George Russell- Der Ton des Ostens und der Ton des Westens - Über die Kultur des Sawari- Erinnerung an Eclipse- Die Melodie als Wille, zu erzählen- Zum MeerGlossarRegister- Personenregister- Werkregister
Rezension:
"Toru Takemitsu sitzt zwischen den Stühlen, oder besser: In einem 'Dritten Raum', der sich öffnet zwischen seinen Bezugspunkten Messiaen, Cage oder Ligeti auf der westlichen und auf der östlich-japanischen Seite durch traditionelle japanische Hofmusik. Schnell wird bei der Lektüre des umfangreichen Sammelbandes klar: Takemitsu ist ein skeptischer Komponist, der sich nicht festlegt - und sich nicht festlegen lässt. Er übt Kritik an der Rationalität europäischer Komposition, zugleich aber auch an japanischen Musiktraditionen.Der Sammelband ist erhellend und bringt anschaulich die verschiedenen Einfluss-Sphären Takemitsus deutlich zum Vorschein. Viel zu lang wurde Takemitsu von der Musikwissenschaft vernachlässigt. Nun liegt erstmals ein ebenso ausführlicher wie vielfältiger Takemitsu-Band vor, der mit viel Akribie und Leidenschaft Wesentliches bündelt. Besonderes Lob verdienen die überwiegend erstmalig übersetzten Texte Takemitsus."Torsten Möller, DEUTSCHLANDFUNK, 27.5.2024