Träume, Gedankenspiele und Begebenheiten - Eine empfindsame Reise
Verlag | AB - Die Andere Bibliothek |
Auflage | 2022 |
Seiten | 352 |
Format | 12,7 x 2,6 x 22,4 cm |
Gewicht | 569 g |
Reihe | Die Andere Bibliothek 454 |
ISBN-10 | 3847704540 |
ISBN-13 | 9783847704546 |
Bestell-Nr | 84770454A |
Ein romantisch reisender Exzentriker. Seine »Feder schreibt im Schlaf«. Aus der realen Welt wird eine künstlichpoetische Gegenwelt, aus Wachen wird Träumen, aus Fiktion wird Wirklichkeit.
William Beckford stammte aus einer der reichsten und angesehensten Familien Englands. Lord Byron bezeichnete ihn in einem Vers als »England's wealthiest son«. Zum Gentleman seiner Zeit gehörte die Grand Tour, die obligatorische Bildungs und Lustreise, die er im Juni 1780 als Zwanzigjähriger nach umfassender musikalischer und literarischer Ausbildung antrat: zweitausend Kilometer in sechs Wochen, vom heimatlichen Wiltshire im Südwesten Englands über Flandern, die Vereinigten Provinzen nach Deutschland, Österreich und zum eigentlichen Ziel: Italien.
Während seiner Reise hielt der junge Beckford stichwortartig seine Eindrücke fest, die er zur späteren Niederschrift nutzte. Träume, Gedankenspiele und Begebenheiten verfasste er in der Form von stilisierten Briefen an einen fiktiven A dressaten in England, einen Maler, dem vermutlich sein weitgereister Zeichenlehrer und Förderer Alexander Cozens Vorbild stand.
Im Mai 1782 brach Beckford zu einer zweiten Italienreise auf. Zur Equipage auf der gleichen Route wie zwei Jahre zuvor gehörte auch Cozens' Sohn Robert, der malerische Landschaften festhielt - von denen wir eine Auswahl abbilden.
Als das Buch, mit Kupfern und Zeichnungen reich ausgestattet, in 500 Exemplaren gedruckt und annonciert war, gab William Beckford dem Drängen seiner Familie nach, die wegen homoerotischer Anspielungen um seinen und ihren Ruf fürchtete, und verbrannte fast die ganze Auflage - fünf Exemplare existieren heute noch. Obwohl dieses Werk im 19. Jahrhundert als Geheimtipp galt, kam es erst 1891 zu einer ersten Ausgabe.
Bereits der Titel Träume, Gedankenspiele und Begebenheiten verdeutlicht den Unterschied zur traditionellen und konventionellen Reiseliteratur: Um »artige Berichte von fernen Ländern« ging es William Be ckford keineswegs, traumverloren und »glücklich in den Armen dieses Blendwerks« entwirft er vielmehr von sich das Bild eines romantischen Reisenden, eines außergewöhnlichen Menschen und Künstlers, der sagt: »Meine Feder schreibt im Schlaf.« In seiner exzentrischen und enthusiastischen Erkundung von Städten, Bauwerken und Landschaften, in seinen Inspirationen und Visionen beschreibt er immer auch seine eigene Entwicklung - seine Reise wird immer mehr zur Pilgerfahrt ins eigene Innere, zugleich gewährt diese durch ihre unterhaltsamen, geistreichen und sprachlich brillanten Schilderungen Einblicke in die Sitten des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
»Keinesfalls bedarf ich eines Altertumskenners, der sich über jedes Bruchstück weitläufig auslässt und mir erklärt - bliebe ich auch fünf Jahre in Rom -, daß ich nicht einmal die Hälfte gesehen hätte. Allein der Gedanke einer solchen Fülle ist höchst beunruhigend und bestärkt mich in meinem Entschluß, wissenschaftlich überhaupt nichts z u erkunden; vielmehr auf Gutdünken umherzuschweifen und mich treiben zu lassen.«
Erstmals liegt nun William Beckfords Dreams, Waking Thoughts, and Incidents auf Deutsch vor - übertragen und kommentiert von Wolfram Benda und mit einem Nachwort von Norbert Miller, der in seinem Buch Fonthill Abbey über den Ästheten William Beckford und sein künstliches Paradies schreibt (München 2012). Neben seinen Träumen, Gedankenspielen und Begebenheiten ist Vathek Beckfords berühmtestes Buch, eine Mischung aus Schauerroman, Conte philosophique und arabischer Erzählung. Es gilt in der Literatur (Byron, Poe, Mallarmé, Hofmannsthal, Borges, Benn, Auden) als Meisterwerk.
Rezension:
»Rund 250 Jahre hat es gedauert, bis Wolfram Benda die skurrilen und höchst amüsanten, frechen und melancholischen Reiseberichte famos ins Deutsche übersetzt hat. Der Übersetzer trifft wunderbar den Ton des eigenwilligen Chronisten, verfremdet die Sprache ein wenig altertümelnd, ohne je manieriert zu sein.« Elisa Schüller Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230228