Verlag | Edition Atelier |
Auflage | 2024 |
Seiten | 300 |
Format | 15,5 x 3,0 x 23,5 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 840 g |
ISBN-10 | 3990651102 |
ISBN-13 | 9783990651100 |
Bestell-Nr | 99065110A |
Wenn Alfred Polgar, Mechtilde Lichnowsky, Anton Kuh oder Kurt Tucholsky über das Essen schrieben, dann waren sie ebenso pointiert, aber oft ein wenig sinnlicher als in anderen Texten. In Walter Schüblers einzigartiger Sammlung über das Essen der Zwischenkriegszeit finden wir journalistisch-literarische Naschereien genauso wie reichhaltige Einblicke in die Gepflogenheiten, Trends und Mängel des Essens in einer Zeit der immensen gesellschaftlichen Umbrüche. Rationierte Lebensmittel, Brot-, Milch- und Fettkarten sowie illegaler Schleichhandel standen opulenten Genüssen und neuesten Ernährungsstilen und Erkenntnissen gegenüber. Walter Schübler trägt aber nicht nur ein reiches Text- und Bildmaterial zusammen, sondern beschreibt kenntnisreich Zusammenhänge und Hintergründe. Garniert mit zahlreichen historischen Abbildungen, bissigen Illustrationen und kulinarischen Verführungen. Ein Band voller Genussmomente!
Inhaltsverzeichnis:
Aus dem Inhalt:-1919: ein Blick in die Kochtöpfe nach dem Krieg -Die richtige Zubereitung von Salat -Schleichhändler -rationierte Lebensmittel -Über den Naschmarkt -Brotkarten, Milch- und Fettkarten -Das Schlagsahneverbot und »falsches bzw. Kriegs-Schlagobers« -Die moderne Hausfrau -Die Frankfurter Küche u. v. m.-Zahlreiche vierfarbige Abbildungen aus der umfangreichen Sammlung
Leseprobe:
»Schlagsahne - das war nicht bloß etwas Wirkliches, etwas Süßes, etwas Milchiges, Schlagsahne - das war auf der Zunge fühlbare Friedenszeit. Schlagsahne, das war nach der Entbehrung der Kriegstage, nach Zwangswirtschaft und Hungersnot, das leibhaftige, fühlbare Zeichen wiederkehrender alter Zeiten. In Deutschland hat man ja ehedem sozusagen in Schlagsahne gewatet. Kaffee, Erdbeeren, Torten, Kirschkuchen, alles wurde mit Schlagsahne garniert. Die wiederkehrende Schlagsahne nach dem Krieg - das bedeutete Erinnerung an den alten Überfluß, Hoffnung auf den neuen Überfluß, Schlagsahne - das war der Ding gewordene weiße Frieden. Es war nicht nur der Gaumen, der danach lechzte, die Reminiszenzen erwachten, und die Seele war mit befriedigt. Die Karawanen zur Schlagsahnestation, das bedeutete in allen unbewußten Seelen: sich wieder in den Friedensstand begeben. Planlos genießen statt planvoll darben.« (Stefan Großmann, 1921)