Vom Sterben zurück - Leben ohne Erinnerung. Erfahrungen eines Koma-Patienten. Einf. v. Ute Jäger
Verlag | Becker |
Auflage | 2020 |
Seiten | 160 |
Format | 21 cm |
Gewicht | 308 g |
Reihe | Lebenserfahrungen |
ISBN-10 | 3929480387 |
ISBN-13 | 9783929480382 |
Bestell-Nr | 92948038A |
Als Theobald Robert Jäger aus seinem fast dreiwöchigen Koma erwachte, konnte er sich an nichts erinnern. Die Zeit vor dem Koma und der nun beginnende Lebensabschnitt waren zwei getrennte Welten für ihn. Er war 25 Jahre alt, als es passierte. Seine Frau fand ihn im Badezimmer, wo er vermutlich schon stundenlang bewusstlos gelegen hatte. Die Ärzte diagnostizierten eine Gehirnblutung, so massiv, dass ihre Prognose lautete: Nur einer von 10 000 Patienten überlebt solch einen Zustand. Doch er wachte auf! Aber alles, was geschah, vergaß er sofort wieder. Gedanken, Gefühle, Szenen, Worte, Menschen und Begegnungen - alles flog vorbei wie die Landschaft beim Blick aus einem ICE, der erbarmungslos weiterfuhr, nie anhielt.Er kannte seine Frau und seine Tochter nicht mehr, wusste nicht, wie er hieß, wer er war und wie er gewesen war, und musste Fertigkeiten wie Gehen, Schreiben und Rechnen völlig neu lernen.Doch allmählich kamen die Gedächtnisfähigkeit und die Erinnerungen zurück! Vier Jahre nach dem Koma stieg er wieder in die Berufswelt ein. Es brauchte 25 Jahre, bis sein Kurzzeitgedächtnis wieder zu funktionieren begann, bis er wusste, was soeben gerade geschehen war. Und 26 Jahre hat es gedauert, dieses faszinierende, authentische Buch zu schreiben.Nie zuvor konnte ein Mensch ohne Gedächtnis - dies gilt auch für Demenzkranke - diese Erlebniswelt schildern und für andere erfassbar machen. Darin liegt die Einzigartigkeit dieses Buches.
Leseprobe:
Einen Weg zurück in die andere Welt vor seinem Koma schien es nicht zu geben. Von ihr lebte er getrennt, wie ein Astronaut, der sein Raumschiff ohne Sicherheitsleine verlassen hatte und völlig losgelöst durch das All flog. Ohne die Möglichkeit einer Rückkehr. Für ihn gab es keinen Weg zurück. Hinter ihm schien ein unüberbrückbarer Graben zu liegen, der ihn von seinem Leben vor dem Koma trennte. Ein unbeschreibliches Gefühl begann ihn zu beunruhigen, das er jetzt immer deutlicher bemerkte. Er lebte in einem riesigen Raum ohne Anhaltspunkte, ohne Orientierung, ohne Vergangenheit. Wie sollte es so mit ihm weitergehen? Ohne die Fähigkeit, neue Erlebnisse und Erfahrungen in seinem Gedächtnis zu speichern? Ohne Erfahrungen, auf die er sein Leben hätte aufbauen können? Gott sei Dank gab es da noch die Hochzeitsfotos, auf denen er sich eindeutig als Bräutigam erkennen konnte. Es war also eine Tatsache: Die Kleine hatte er geheiratet. [...]