Walter Kempowskis Tagebücher - Selbstausdruck, Poetik, Werkstrategie
Verlag | Edition Text und Kritik |
Auflage | 2014 |
Seiten | 309 |
Format | 15,0 x 23,1 x 1,8 cm |
Gewicht | 456 g |
ISBN-10 | 3869163240 |
ISBN-13 | 9783869163246 |
Bestell-Nr | 86916324A |
Überblickt man die neuere Forschung zum Werk und Leben Walter Kempowskis (1929-2007), so drängt sich ein Eindruck geradezu auf: Was wir von diesem Schriftsteller zu halten haben, von seinem Selbstverständnis und seinem Werk, ja von seiner Stellung im Kontext der literarischen Moderne nach 1945 und dem intellektuellen Milieu der Bundesrepublik überhaupt, scheint längst noch nicht ausgemacht. Eines der wichtigsten Medien, dessen Untersuchung der weiteren Annäherung an diesen in vielfacher Hinsicht noch unerkannten Autor dienen kann, ist sein umfangreiches Tagebuch- uvre, das neben seinen Romanen und Textcollagen die "dritte Säule" seines Gesamtwerks bildet.Die Beiträge dieses Bandes untersuchen das Tagebuch bei Kempowski unter drei Aspekten: einmal als individueller Selbstausdruck des Dichters und Menschen Walter Kempowski in seiner Zeit; dann als "poetisches Artefakt", dessen Kompositionsprinzipien einer genuin modernen Montage- und Collageästhetik folgen, besonders markant im "Ech olot", dem "kollektiven Tagebuch" des Zweiten Weltkriegs; und schließlich als ein "werkstrategisches Instrument", mit dem Kempowski auf die öffentliche Wahrnehmung seiner Person und seiner Bücher gezielt Einfluss nehmen will. Mit diesem mehrdimensionalen Ansatz zeichnet dieses Buch erstmals ein zugleich umfassendes wie auch facettenreiches Porträt des Diaristen Walter Kempowski.Daneben enthält der Band drei längere Interviews, in denen Peter Kurzeck (in seinem letzten Gespräch), der Lyriker Nico Bleutge und die Familie des Autors ihre persönlichen Perspektiven auf den Tagebuchschreiber Kempowski schildern.
Inhaltsverzeichnis:
- Philipp Böttcher / Kai Sina: Walter Kempowskis Tagebuchwerk. Vorwort - Kai Sina: Vom Verlangen, mit Toten zu sprechen, oder: Vorschläge zum wissenschaftlichen Umgang mit Kempowskis Tagebüchern - Roland Berbig: "Ich bin nun 30". Walter Kempowskis Diarien 1959 - Volker Ladenthin: Gestalt und Gestaltung. Zu Walter Kempowskis Adaption der Gattung Tagebuch - Gerhard Kaiser: "Umgang mit Größen". Kempowskis Tagebücher als Medien der Autorinszenierung - Philipp Böttcher: "Sie werden mich wieder als Sammler bezeichnen". Werkstrategien in Walter Kempowskis Culpa. Notizen zum "Echolot" - Niels Penke: 'Den Tee aufgießen'. Ernst Jünger als diaristisches Vorbild Kempowskis- Daniel Randau: 'Jawohl, ich bin's'. Autorinszenierungen in Hundstage und Sirius - Lutz Hagestedt: Als Oberhahn ging ich voran. Kempowskis Tagebuch als lyrischer Dorfroman - Anna-Marie Humbert / Kevin Kempke: Heimat und Neubeginn. Die Wiedervereinigung in Tagebüchern von Walter Kempowski und Günter Grass - Ole Petras: "Lang haarige unter sich?". Kempowski und die Popkultur (in den Tagebüchern 1956-1970) - Maren Horn: "Still kamen sie, und prachtvoll werden sie sich entfalten". Das Tagebuch-Universum Walter Kempowskis. Ein Berichtaus der Berliner Akademie der Künste- Wolfgang Struck: Walter Kempowskis Echolot. Textarchitekturen eines "kollektiven Tagebuchs"- Carla Damiano: Tagebuch performativ - oder: Nicht immer schweigen die Toten. Die öffentlichen Lesungen aus Walter KempowskisEcholot- Philipp Böttcher / Kai Sina: "Eine geschwätzige, allumfassende, mischmaschige Chronik". Einführende Überlegungen zu Walter Kempowskis Bloomsday '97 - mit den begleitenden Tagebuchnotizen des Autors -Philipp Böttcher / Kai Sina: "... wenn ich aufwache - weiß ich dann noch, wer ich bin?" Peter Kurzeck in seinem letzten Gespräch über den Diaristen Walter Kempowski, den Verlust, das Erinnern - und über ungeschriebene Bücher - Tausende und "drei stimmen". Ein Gespräch mit Nico Bleutge über seine lyrische Anverwandlung des Echolot - "Er hat sich der Form angenähert". Ein Gespräch mit der Familie über den Tagebuchschreiber Walter Kempowski