Verlag | Edition Raetia |
Auflage | 2021 |
Seiten | 72 |
Format | 16,9 x 1,1 x 24,9 cm |
Gewicht | 272 g |
ISBN-13 | 9788872838167 |
Bestell-Nr | 87283816SA |
In Julian Peter Messners Gedichten stecken Selbstreflexion, Humor und ganz viel Liebe - für das Schreiben, für die Frauen in seinem Leben, für die Welt, in der er lebt. Für die Welt, die Menschen wie ihn_ nicht haben will, obwohl sie doch so viel ärmer wäre ohne sie. _ Julian hat Trisomie 21, das Down-Syndrom
Leseprobe:
Das Ich, das in diesen Texten ich sagt, weiß von keinem lyrischen Ich, kennt keine Metaphern-Theorie und keine rhetorischen Figuren in ihren poetischen Funktionen. Es ist ein ganz existenzielles, meint sich selbst, den eigenen Körper, die eigene Sprache. Es ist ein selbstbewusstes, das sich seinen Ängsten stellt, seinen Träumen, seinen Wünschen, sich seiner Kraft bewusst ist: "ich bin ein stamm von baumespracht". Neugierig steht es zur Welt, nimmt auf, was diese gibt, die Ohren "immer auf empfang gestellt". Stellt sich quer, hält ihr den Spiegel vor. Es weiß auch um die Zerbrechlichkeit der eigenen Existenz: ein Leben, das heute schon sehr viel fraglicher geworden ist als zur Zeit der eigenen Geburt. "trisomie 21 führt meist zu abtreibung / stand in einer zeitung" Und: "ich bin julian ich habe trisomie 21 oder das down-syndrom / wenn mama mich ..........." Eine Leerstelle klafft: Ich könnte auch nicht geboren sein. Dann das fulminante Plädoyer für diese Geburt, nicht nur dem eigen en Leben zugerufen, sondern uns allen. Es folgt die lakonische Aufzählung von 22 Namen, jeweils nur durch ein und verbunden. Aber dieses und bindet Leben, so facettenreich wie die Namen: "die welt wäre ärmer ohne mich". Ein Manifest für das Leben, Pflichtlektüre für alle, die Zweifel anmelden an einem solchen Leben. Freilich, an anderer Stelle auch der Abschlusssatz, beinahe schon als Schrei: "ich will nicht behindert sein". Und dieser wiederum nach den Beharrungssätzen des eigenen Lebens, von dessen Einordnung unter die Fachtermini trisomie 21 oder down-syndrom dieses Ich gleichwohl weiß. Und nur dieses Ich darf diesen Satz sprechen, wir aber sollten uns getroffen fühlen.Elmar Locher