Verlag | Kookbooks |
Auflage | 2023 |
Seiten | 88 |
Reihe | Reihe Lyrik 85 |
ISBN-10 | 3948336229 |
ISBN-13 | 9783948336226 |
Bestell-Nr | 94833622A |
Was ist eine Muttersprache, bei Tag besehen? Oder im Tagelied? In Tradition? In durchwachter Nacht am Kinderbett? Oder wenn sie wechseln geht, wickeln geht, lauter Aufgaben vollführt, die das Gedicht oder das Ich unterbrechen - ist sie dann eine aufgebrochene, stotternde Sprache? Die sich selbst verwechselt und verdoppelt? Und darum nie mit sich allein ist, immer Platz für andere hat? Uljana Wolfs neue Gedichte lauschen auf die Auflösungserscheinungen der Sprache im Murmeln (engl. mutter) einer schimmernden Vielheit. Statt Sprachverlust besingen sie mit Zartheit und Witz die Durchlässigkeit konstruierter Grenzen oder Körper. Sie lassen aus Lallphasen neue Fügungen wachsen, halluzinierenLautverwandtschaften von mutter zu modder zu motten, von Madrigal zu Madregal, von muttertask zu mutatas. So hinterfragt Wolf auch Muttermythen oder Ursprungssehnsüchte, die im Fixieren auf Grenzen andere(s) ausschließen. Medea taucht an Europas Außengrenzen in Camp Corinth auf. Hölderlins entgrenze ndes Seefahrerfragment Colomb wird entlang der Transkription der fließenden Handschrift mit "Flistbustiers" neu eingekleidet. Die Westernheldin Calamity Jane, unechte Mutter, verfranst sich in Erasure-Gedichten mit ihrer fakenden Tochter. Wolfs Task in diesem lang erwarteten neuen Gedichtband: mit verwandelnder Klangkunst Worte finden für unsere lebensweltlichen Gemengelagen.
Rezension:
Etymologischer Gossip lässt sich als intellektuelle Autobiographie lesen. Uljana Wolf führt mit diesem vor Esprit funkelndem Buch aber vor allem in die Fragen von Ethik und Poetik der Übersetzung ein - und sensibilisiert für deren gesellschaftspolitische Relevanz. - Jurybegründung zum Preis der Leipziger Buchmesse 2022 [Uljana Wolfs] Kosmos ist weit, ihre Neugier scheint grenzenlos, und ihre Präzision ist von rhythmischer und lautlicher Zartheit - gerade auch dort, wo Unausgesprochenes zwischen den Wörtern und Zeilen spukt ... Ihr schmugglerisches Sprachhandeln geschieht nämlich keineswegs aus Daffke, also aus irgendeinem Trotz, sondern aus Sprachnot und Denkverzweiflung. Ihr Rütteln am Mythos von Einsprachigkeit und Sprachzuhörigkeit verteidigt in der Sprache die Existenz "des Anderen" - richtiger der vielen Anderen, die es ja gibt. - Marie Luise Knott, Laudatio zur Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung 2019 Mit Uljana Wolf erobert der ästhetische Humor die von Frau en geschriebene deutschsprachige Lyrik ... Ein Gedichtband voller Leben und Ideen, Witz und Spielgeist, weiträumig, vielsprachig, unterhaltsam. - Sibylle Cramer, Süddeutsche Zeitung