In "Die andere Vergangenheit" entwirft Möderndorfer ein Fresko des Dorfs Dolina. Hier haben die reichen deutschen Eichheins, Wald- und Sägewerksbesitzer, seit jeher das Sagen, die slowenischen Bauern und Arbeiter aber stellen die Mehrheit der Bevölkerung - und den Bürgermeister, den einflussreichen Gastwirt Novak. Vor dem Hintergrund von 20er-Jahren, Nazi-Zeit, kommunistischer Herrschaft und Wende entstehen eindringliche Bilder aus dem Alltag von Dolina, in dem politische Konflikte, aber auch Liebe und Verrat tiefe Spuren hinterlassen. Doch es sind vor allem die einfühlsam gezeichneten Figuren wie die alte Grabnerin und ihr Sohn Sylvester, der als Partisan den Heldentod stirbt, aber eigentlich bloß Gedichte schreiben wollte, die diesen Roman zu einem unvergesslichen Leseerlebnis machen.
Vinko Möderndorfer, geboren 1958 in Celje, Regiestudium in Ljubljana. Möderndorfer lebt in Slowenien als Regisseur und Autor. Sein Werk umfasst zahlreiche Theaterstücke und Filmdrehbücher, aber auch Hörspiele, Kurzgeschichten, Kinderbücher, Romane und Lyrik. Er ist einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Autoren Sloweniens und hat sowohl für seine Regiearbeiten als auch für sein literarisches Schaffen zahlreiche Preise erhalten. Der umfangreiche Roman "Die andere Vergangenheit" (Orig. "Druga preteklost", 2017) gilt als sein Meisterwerk. Erwin Köstler, geboren 1964, ist Übersetzer und freier Literaturwissenschaftler. Er lebt in Wien. Köstler übersetzt aus allen literarischen Gattungen, sowohl "klassische" als auch zeitgenössische slowenische Literatur, Literatur von Kärntner Slowenen und Graphic novels. Er arbeitete intensiv mit dem Drava Verlag zusammen und startete 1994 dort seine Werkausgabe Ivan Cankar in kommentierten Einzelbänden, die seinen Ruf als Übersetzer und innovativer Literaturvermittler begründete. 1999 wurde Köstler mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzer ausgezeichnet, 2010 erhielt er das Lavrin-Diplom des slowenischen Übersetzerverbandes, 2020 den vom Goethe-Institut Ljubljana zusammen mit dem Robert-Musil-Institut für Literaturforschung in Klagenfurt ausgelobten Fabjan Hafner-Übersetzerpreis. Andreas Leben, geboren 1966 in Bleiburg/Pliberk, Kärnten. Studium der Slawistik und Volkskunde an der Universität Wien sowie an der Universität Ljubljana und an der Karls-Universität in Prag. 1995 Promotion in Wien. Seit 1997 literarischer Übersetzer. 2004-2010 Assistent für Slowenisch am Institut für Slawistik der Universität Wien, seit 2010 Professor slowenische Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Slawistik der Universität Graz. 2016 und 2017 Mentor, seit 2018 Leiter und Supervisor des OeAD Sommerkollegs Literarisches Übersetzen (Deutsch-Slowenisch-Deutsch). Mehrfach ausgezeichnet mit Arbeitsstipendien und der Übersetzungsprämie der Sektion Kunst im Bundeskanzleramt bzw. des BMUKK.
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