Verlag | Atlantis Zürich |
Auflage | 2023 |
Seiten | 128 |
Format | 13,2 x 1,4 x 21,2 cm |
Gewicht | 220 g |
ISBN-10 | 3715250224 |
ISBN-13 | 9783715250229 |
Bestell-Nr | 71525022M |
Joseph ist Landarbeiter, er besitzt nichts und hat doch alles. Ein schlichtes Glück in der rauen Auvergne. Und die Erinnerung an einen Sommer, nach dem nichts mehr war wie zuvor.
Wenn Joseph in den Stall kommt und den Geruch der Tiere einatmet, fühlt er sich zu Hause. Joseph ist Landarbeiter in der Auvergne. Hier im Cantal war er auf fast allen Höfen angestellt, und er kennt auch die unguten Geschichten. Bald wird er sechzig. Seine wenigen Habseligkeiten passen in einen Koffer, er hat sich im Altersheim angemeldet. Joseph liebt seine Arbeit, die Tiere, besonders die Kälber, den Hund. Er ist schweigsam, beobachtet lieber die anderen. Als er dreißig war, liebte er Sylvie, einen Sommer lang. Aber die ging mit einem anderen weg, und Joseph begann zu trinken - zwölf Jahre wie in Watte, an die er sich kaum erinnert. Sein Bruder hat sich anderswo ein Leben aufgebaut. »Joseph«, heißt es, »hat kein Heim gegründet, Leute wie er gründen kein Heim.«In knapper, rhythmischer Sprache porträtiert Marie-Hélène Lafon nicht nur einen Mann, der sich nie über sein Schicksal beklagt, sondern auch ein unbekanntes Frankreich, weit, sehr weit von Paris entfernt. Es ist eine Welt, die im Untergang begriffen ist, wo die Jungen weggehen und die, die bleiben, wissen, dass es nach ihnen aufhört. »Joseph«, angelehnt an Flauberts berühmte Novelle »Ein schlichtes Herz«, ist ein berührender Roman über das Glück des Anspruchslosen.
Leseprobe:
»Joseph hatte sich gern um die Kälber gekümmert, die alle auf den Höfen aufwuchsen, bevor es Mode wurde, sie mit drei Wochen zum Mästen nach Italien oder sonst wohin zu verkaufen;selbst in den großen Herden wie der von Les Manicaudies hätte er nie ein Junges mit einem anderen verwechselt, er verhätschelte sie nicht, dazu hatte man keine Zeit, und alle hätten ihn verspottet oder für einen Sonderling gehalten.«
Rezension:
»Ein perfektes Stück Literatur, das in sich selbst ruht, genau wie sein Protagonist aus dem Cantal.« Enno Stahl / Deutschlandfunk