Ein Hörspiel, sprühend vor Lebenslust
Ein literarisches Meisterwerk des 18. Jahrhunderts, voll absurder Figuren, skurriler Abschweifungen, geschwärzter Seiten und wilder Interpunktion. Wie lässt sich so etwas vertonen? Bestens - wenn man mit Text und akustischen Mitteln so jongliert wie Regisseur und Bearbeiter Karl Bruckmaier und sein Sprecherensemble. Da fasst der Erzähler Exkurse kurzerhand zusammen, Experten und der Übersetzer geben altkluge Kommentare, Zuhörer melden sich lauthals zu Wort, und zwischen den eigens komponierten Songs rumpelt immer wieder eine Kutsche vorbei.
Mit Peter Fricke, Stefan Merki, Anna Drexler, Katja Bürkle, Bibiana Beglau, Hans Kremer u. v. a.
(9 CDs, Laufzeit: 7h 36)
Laurence Sterne, geboren 1713 in Irland, studierte als Urenkel eines englischen Erzbischofs in Cambridge Theologie. Als Landgeistlicher war er für eine Pfarrei in der Nähe von York verantwortlich und veröffentlichte einige dünne Bändchen mit Predigten. 1741 heiratete er die vermögende Elizabeth Lumley, der er zuvor leidenschaftliche Liebesbriefe geschrieben hatte. Schlagartig berühmt wurde Sterne 1759 mit seinem Werk "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman": Schon die ersten beiden Bände sorgten für einen schrillen Skandal unter der Landbevölkerung, gleichzeitig öffneten sie dem Pastor die Türen zu angesehenen Londoner Salons. In den insgesamt neun erschienenen Bänden zeichnete sich Sterne als sentimentaler Satiriker aus, prangerte den Puritanismus der anglikanischen Kirche an und mokierte sich über Missstände der Zeit. Ähnlich wie Rabelais und Cervantes brach Sterne als Autor mit überkommenen Techniken des Schreibens und sicherte sich so einen Platz unter den wichtigs ten Werken der Weltliteratur. "Tristram Shandy" blieb unvollendet. Ein anschließendes Schreibprojekt mit dem Titel "Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" basierte auf seinen ausgedehnten Europa-Reisen, allerdings starb Laurence Sterne nur drei Monate nach Erscheinen der ersten beiden Bände im März 1768 in London. Stefan Merki, geboren 1963 in der Schweiz, studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 2001 gehört er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele. Im Fernsehen ist er derzeit in der durchgehenden Rolle des Polizeipräsidenten im »Tatort« aus Franken zu sehen. Im Kino spielte ((Ich habe einmal "wirkte" ersetzt.)) er u. a. in den Filmen »Das Tagebuch der Anne Frank« und »Colonia Dignidad« mit. Für den Hörverlag las er u. a. in »Die schönsten Märchen aus 1001 Nacht« und wirkte in den Hörspielen »Das neue Alphabet« von Alexander Kluge und »Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman« von Laurence Sterne mit. Peter Fricke, 1940 geboren, erhielt seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seitdem spielte er an fast allen bekannten Bühnen, u. a. an der Städtischen Bühne der Stadt Frankfurt/Main, dem Kölner Schauspielhaus, dem Residenztheater München, der Berliner Volksbühne sowie dem Schauspielhaus Düsseldorf. Zusätzlich wirkte er in mehr als 120 TV-Produktionen mit und ist in vielen Hörspielen zu hören.
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