Schuld und Gewissensbiss - Ein Roman und neun Erzählungen
Verlag | Lilienfeld Verlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 160 |
Format | 11,2 x 18,6 x 1,9 cm |
Gewicht | 210 g |
Reihe | Lilienfeldiana 24 |
ISBN-10 | 3940357693 |
ISBN-13 | 9783940357694 |
Bestell-Nr | 94035769M |
Bove-Funde vom Feinsten: Ein vergriffener Kurzroman und neun wiederentdeckte Erzählungen in Erstübersetzung zeigen den französischen Meister in seiner Quintessenz.
Der Kurzroman Schuld, eines der zentralen Kleinode im Schaffen Emmanuel Boves, war als Lilienfeldiana-Band schnell vergriffen. Zum 120. Geburtstag des großen Erzählers wird er wieder aufgelegt und um bedeutende Entdeckungen ergänzt: neun bisher unbekannte Erzählungen aus den 30er und 40er Jahren, die in Zeitungen erschienen waren und nun erst wiedergefunden wurden. Während im Roman ein armer Gescheiterter eine vermeintliche Schuld sühnen will, von der nur er etwas mitbekommen hat, schildern die Geschichten den braven Irrsinn der Normalbürger. Ob es um die erträumte Belohnung für einen Lebensretter, die noch einzutreibenden Schulden eines Toten, peinlich gewordene Eltern oder andere moralische Zwickmühlen geht - die Erzählungen sind ohne Zweifel Bove in kühl-ironischer Bestform.
Leseprobe:
Sieben Jahre hatte Dr. Figue seine Eltern nicht mehr gesehen, sieben Jahre, in denen er sich in Paris mühselig eine Position geschaffen hatte. Jetzt war er verheiratet. Er hatte die Tochter des Direktors des APP (des Amts Pharmazeutischer Produkte) geehelicht. Monsieur Vesoul kannte das Leben und vor allem familiäre Zwänge. Schon bei der ersten Begegnung mit Dr. Figue hatte er begriffen, dass sein künftiger Schwiegersohn von bescheidener Herkunft war, und hatte sich, weit davon entfernt, ihm einen Vorwurf daraus zu machen, sogar darüber gefreut. Und Jacques Figue, für den es schon ganz natürlich geworden war, die Seinen zu verleugnen, hatte sich, um seinen Schwiegereltern zu gefallen, mehr und mehr als eine Art Waisenkind ausgegeben, das es aus eigener Kraft zu etwas gebracht hat. Erst nach zwei Jahren hatte er seiner Frau gestanden, dass er seinen alten Eltern jeden Monat eine Pension in Höhe von 300 Francs überwies. Man konnte nie wissen; seine Frau hätte es eines Tages ja erfah ren können. Er hatte es genau einmal gesagt, damit man ihm später nicht vorwerfen konnte, es verheimlicht zu haben. Seine Frau übrigens hatte das anscheinend gar nicht mitbekommen.